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Dave’s Notizbuch
September 2016

UNICA Suceava

Ankunft

Dunkelheit herrschte fast überall. Der volle Mond leuchtete im Himmel. Man hörte ein schwaches Summen in der Ferne. Die jungen Filmemacher waren ein bisschen angespannt. Objektive drehten sich zu den Lichtern in der Nacht. Wir standen auf der Piste, und sahen zu, als das größte Passagierflugzeug das je in Suceava gelandet war, landete. Sein Name ist „Henri Coandă“, der Name des rumänischen Pioniers des Strahlantriebs. Die aussteigenden Passagiere wurden von einem großen Schotten mit einem „UNICA 2016“-Schild begrüßt.

Der Donnerstag hatte mit zahlreichen Treffen und einer Pressekonferenz angefangen, für mich waren es aber die Küsse, die Umarmungen und das Händeschütteln an der Rollbahn des Flughafens, die den echten Anfang unserer Veranstaltung darstellten.

Romanian young people with flags of all nations.

Eröffnungsfeierlichkeiten

UNICA 2016 fing offiziell mit einer farbenfrohen Zeremonie in der Ruine der Zitadelle an. Wir wurden von jungen Leuten, die die Fahnen der 30 UNICA-Mitgliedländer trugen, empfangen. In olympischer Manier marschierten wir auf dem erhöhten hölzernen Fußweg bis zur Zugbrücke und Fallgatter der Burg. Nach traditionellem rumänischen Gebrauch wurden wir mit Brot und Salz empfangen und persönlich von Bürgermeister Ion Lungu begrüßt. Eine historische Nachstellunggruppe war da: Wächter und anderen Mitglieder der mediävalen Gesellschaft zeigten Aspekte des Lebens in der Burg. Der Innenhof war für diesen Anlass mit Hilfe einer Bühne, zahlreichen Stühlen und einem großen Bildschirm, einem Theater nachempfunden worden.

Romanian bread-giving ceremony.

Auf dem Bildschirm wurden die Übersetzungen der offiziellen Reden gezeigt. Die 30 Mitglieder des Workshops für Jugendliche wurden auf der Bühne freundlich begrüßt und vorgestellt: Jungs und Mädchen aus der Schweiz, Schweden, Russland, der Ukraine, Finnland, Frankreich, Slowakei, der Niederlande, Deutschland und natürlich Rumänien. Dann kamen die Tänzer und Musiker.

Romanian folk dancers.

Das Feudalsystem überlebte in Rumänien bis ins 19. Jahrhundert, wodurch das ländliche Leben immer noch bewahrt ist. Dazu war das Land noch bis 1989 wegen des Ceausescu-Regimes sehr isoliert, was dazu führt dass der traditionelle Tanz und Musik sehr gut erhalten sind. Man könnte darin auch Kossakenaspekte erkennen. Talentierte Solisten der Region spielten Geigen und Panflöte, gefolgt von Trompeten: der „Geist von Stefan dem Großen“ und sein Gefolge kamen, und begrüßte uns ebenfalls.

Bucovina Rock Castle

Als wir zurück zu den Bussen liefen, fing eine andere Art der Musik an: Im Graben der Zitadelle konnte das Rockfestival weitergehen. Das Festival wurde tatsächlich ein paar Stunden angehalten, damit wir unsere Eröffnungszeremonie feiern durften. Als die Rockmusik erneut erklang, haben wir natürlich ein paar Bilder gemacht.



Falls wir bis dahin noch nicht überwältigt waren, dann war das Essen wirklich das i-Tüpfelchen. Wie alle formellen offiziellen Mahlzeiten dieser rumänischen Woche beinhaltete das Dinner fünf Gerichte, viel Wein, Liköre und Musik. Wir beendeten diesen Tag müde, aber satt und sehr glücklich.

Dies hat uns aber nicht davon abgehalten, am folgenden Tag Filme im Cinema Modern anzuschauen. Das Gebäude wurde komplett renoviert, um als Ort für Filme- und Theatervorstellungen zu fungieren. Die Programme der jeweiligen Länder wurden gezeigt, die Jury diskutierte die Filme und am Ende der Woche wurden die Auszeichnungen verliehen. Alles ging gut, es gab nur wenige Probleme.

The UNICA Jury for 2016.


Zwei Ausflüge waren für die Woche vorgesehen. Ein ganzer Tag wurde dem Besuch orthodoxer Klöster gewidmet, denn die Wandmalerei dieser Klöster ist was die Region Bukowina weltberühmt macht.

Während des zweiten Ausflugs, der einen halben Tag dauerte, besuchten wir das Stadtmuseum, welches komplett renoviert und erst ein paar Wochen vor unserer Ankunft wieder eröffnet worden war. Unsere Gruppe wurde dann zu einem Restaurant in einen Gasthof geführt, in dem wir leckere Grillgerichte aßen, und wo zur kurzweiligen Unterhaltung Kutschen für eine Fahrt bereit standen. Musik und Tanz waren natürlich auch geboten.

Generalversammlung

Der formelle Teil unseres Kongresses war unsere Generalversammlung, die in einem imposanten Raum stattfand. Die Berichte wurden akzeptiert, und es wurde fast problemlos über die Mehrheit der zur Debatte stehenden Punkte gesprochen… bis wir zum UNICA-Wettbewerb und der Änderung der Regelung kamen.

Manche Mitgliedsländer und Lobbyisten appellierten leidenschaftlich, die UNICA solle ein Forum für nicht-professionelle Filmemacher bleiben. Es sah so aus, als ob sie nicht merkten, dass wir gerade für das Streichen der „Young Professional“-Kategorie diskutierten – die einzige Kategorie, in der man professionelle Filme mit kommerziellen Zwecken präsentieren darf. Die sich daraus ergebende Aufregung hat für Widerstand gesorgt, und das Problem wurde nicht gelöst. Bei der Entscheidung waren 7 Stimmen für das Streichen der Kategorie, 7 dagegen, der Rest hat sich enthalten. Die Regelungen für den Wettbewerb 2017 werden nach einer Komiteesitzung Ende Oktober verkündet.

Natürlich wurden wir auch mit ein paar Problemen konfrontiert, wie bei jeder großer Veranstaltung. Als ein nerviges Problem stellten sich die Headsets heraus, bei denen Empfang und Akkulaufzeit schlecht waren. Erst waren nur entladene Batterien das Problem, dann haben manche Geräte einfach aufgehört zu funktionieren. Je nachdem wo man im Kinoraum und auch im Versammlungsraum saß, war der Empfang nicht perfekt.

Young UNICA

The Young UNICA Group.

Ein Riesenerfolg jedoch war unserer „Young UNICA“-Workshop. Die Mitglieder, meistens Jugendliche, wohnten in einem Wohnheim der Universität, und arbeiteten in den Räumen des Planetariums. Tutoren aus dem rumänischen Fernsehen haben bei der Arbeit tatkräftig geholfen. Die Autoren haben sich gegenseitig geholfen, Material ausgeliehen und sind letztendlich Freunde geworden. Sie zeigten am Ende der Woche faszinierende und abwechslungsreiche Kurzfilme und sagten dazu in ausdrucksvollen Worten, wie sehr sie sich freuen, in die UNICA-Familie aufgenommen zu werden.

Etwas negatives

Einen bitteren Ton hat die französische Organisation FFCV angeschlagen. Als einziger Landesverband der UNICA hat die FFCV sich geweigert, die Autoren nach einer Unterschrift auf unserem Formular zu fragen und besagtes Formular an uns zurück zu schicken. Es sah so aus, als ob wir deswegen keine französischen Filme zeigen dürften. Ich entschloss mich dann, ein paar Autoren anzuschreiben, deren Emailadresse ich kannte. Sie haben sofort geantwortet. Zu diesem Zeitpunkt – und lange nach dem offiziellen Abschluss des Wettbewerbseintritts – hat die FFCV probiert, mit den restlichen Autoren Kontakt zu knüpfen. Leider konnten nicht alle erreicht werden. Wir haben dennoch ein verkürztes französisches Programm gezeigt. Die FFCV hat in ihrer Zeitschrift und auf ihrer Webseite sich über die UNICA beschwert. Unsere Entscheidung wurde als Angriff auf Frankreich und die Integrität des Verbandes interpretiert.

Dies ist nicht der Fall.

Ich versuche so klar wie möglich zu sein. Das Komitee arbeitet nur zum Nutzen der UNICA. Es arbeitet so gut wie möglich für die Mitgliederverbände. Wir haben die Regelungen unseres Wettbewerbs sehr spät geändert, nachdem wir Ratschläge von Fachanwälten bekommen haben. Unser Ziel ist es, die UNICA vor einer finanziellen Katastrophe zu schützen, sollte solch ein  „Plagiat“ wie 2013 in Fieberbrunn (das übrigens von der FFCV aufgedeckt worden ist) nochmals vorkommen.

2017 in Dortmund

Germany accepts the UNICA flag.

Die Fahne der UNICA wurde Deutschland übergeben, das Organisationskomitee aus Dortmund hat die Sache für unseren Kongress 2017 fest in der Hand. Sie haben uns Informationen mitgeteilt und Filme gezeigt… all dies können Sie in den drei UNICA-Sprachen auf der Webseite www.unica2017.com finden. Ich vermute, sie werden nicht so viel Folklore und nicht so viel Essen wie in Rumänien bieten können, aber ich bin mir sicher, dass auch sie ein paar Überraschungen vorbereiten werden. Melden Sie sich für die Newsletter aus Dortmund an und bleiben Sie am Ball.

Wir haben viel zu tun in den nächsten Jahren: 2017 in Dortmund, 2018 in Blansko /Tschechische Republik und 2019 in den Niederlanden. Auf der Webseite der UNICA wird es genauer beschrieben.

Behalten Sie bitte auch ein Auge auf die jungen Filmemacher aus Ihrer Region. Vielleicht können Sie sie für unseren Workshop interessieren. Ein Film im Programm zu haben ist keine Notwendigkeit, aber sollte es der Fall sein, zahlt die UNICA die Hälfte der Kongresskarte für einen jungen Filmemacher pro Land.

Eine besondere UNICA ist vorbei

Mein Eindruck war, dass die UNICA 2016 mit der Landung jenes Flugzeuges in der Nacht begann. Wie passend, dass es eine Woche später mit den ersten hellen Stunden des Tages zu Ende ging, als wir am Flughafen auf unseren Heimflug warteten…


Dave Watterson. UNICA Präsident
(geschrieben 2016 September 2016, veröffentlicht Oktober)

Actor playing Stefan cel Mare.

Vielen Dank:

Rumänien: Ion Lungu, Viorel Ieremie, Emil Mateias, Mihai Dimian, Anca Greculeac, Viorel Varvaroi, Valentin Ianoș, Cezar Olariu.
Jury: Jacqueline Pante (Italien), Eugy Van Gool (Belgien), Pia Kalatchov (Schweiz), Ivan Kozlenko (Ukraine), Florin Paraschiv (Rumänien), Zuzana Skoludova (Slowakei), Stanimir Trifonov (Bulgarien)
Übersetzer: Jean-Claude Lejosne, Odilon Dubost, Delia Vagner.

Links

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Image credits: Magda Odobescu