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UNICA 2015

Bericht über die Tätigkeit des CICT/IFTC (UNESCO)


Portrait of Serge Michel.

Serge Michel
34 Rue des Coucous
FRA-44230
Saint Sebastien sur Loire
+33 2 40342077
+33 2 40359269
serge.michel@rff.fr

Meine Damen und Herren Delegierte, liebe Freunde,

Im Jahr 2014-2015 wurde das Projekt „DVD collector“ verwirklicht. Das Projekt zielt darauf ab, alle Filme zusammenzuführen, die in den letzten fünfzehn UNICA-Wettbewerben (1999-2013) mit der Fellini-Medaille des CICT/IFTC-UNESCO bedacht wurden, die jedes Jahr ein Werk auszeichnet, das die Werte der UNESCO, Toleranz und Frieden, widerspiegelt.
Vor dem UNICA-Kongress 2014 in Piest’any wurde eine erste Ausgabe erstellt und drei DVDs konnten bei der Gelegenheit allen Delegierten überreicht werden, die an der Generalversammlung teilnahmen. Daraufhin wurde eine neue Ausgabe mit einer neuen Hülle zur Verteilung an die Mitglieder der Generalkonferenz der UNESCO erstellt. Diese neue Ausgabe kann ebenfalls von der UNICA genutzt werden und an interessierte Freunde der UNICA verschenkt werden. Diese DVD zeugt von dem Reichtum und der Vielfalt der ausgezeichneten Werke. Sie bietet die Gelegenheit, die UNICA und die CICT/IFTC aufzuwerten.

Der Internationale CICT/IFTC – UNESCO - Preis „Delmiro de CARALT“ wurde 2014, im Rahmen der UNICA in Piest’any, dem ungarischen Film Die Mauer von Szabo Simon verliehen. Wie jedes Jahr wird der Jury wieder eine Fellini-Medaille zur Verleihung des Internationalen CICT/IFTC – UNESCO - Preises 2015 in Sankt Petersburg zur Verfügung stehen. Zu beachten ist, dass diese Medaille zum ersten Mal 1995 graviert wurde und während des Cannes-Festivals 1995 vorgestellt wurde, zwei Jahre nach dem Tod von Federico Fellini am 31. Oktober 1993.

Am 18. Februar 2015 hatten der Generaldirektor des CICT/IFTC, Georges Dupont, und ich selbst gemeinsam mit Viacheslav Zaytsev die Gelegenheit, uns in Paris mit der ständigen Delegation der Russischen Föderation bei der UNESCO zu treffen. Der Kontakt war herzlich und gefolgt von einem bilateralen Austausch, der darauf abzielte, die Vorbereitungen des Kongresses in Sankt Petersburg zu vereinfachen und unsere russischen Freunde bei ihrem Vorgehen zu unterstützen. Auch dieses Jahr wird, wie schon zuvor 2012 beim Kongress in Ruse, eine Nachricht der Generaldirektorin der UNESCO, Frau Irina Bokova, an die Kongress-teilnehmer der UNICA in Sankt Petersburg gerichtet.

Ein weiterer Höhepunkt unserer Beziehung mit dem CICT/IFTC war die Reise nach Algier, zum Gedenken an den fünfzigsten Jahrestag der algerischen Cinemathek am 9. Mai 2015. Die Cinemathek wurde einen Tag nach der Unabhängigkeit Algeriens gegründet, sie zählte in den 60-70er Jahren auch zu den aktivsten Cinematheken weltweit. Auf Einladung der Kulturministerin Algeriens hat eine Delegation, die aus dem Generaldirektor des CICT/IFTC, Georges Dupont, dem Vize-Präsidenten Daniel Van Espen (SIGNIS) und mir selbst bestand, Jean-Michel Arnold begleitet, der ebenfalls Vize-Präsident des CICT/IFTC (CAMERA) und vor allem ehemaliger Pionier der Cinemathek in Algier ist, wo er von 1964 bis 1969 für das Programm zuständig war. Frau Valentine Roulet, Chefin der Schaffungsabteilung am CNC (Centre National français du Cinéma et de l’image animée) und Tochter von François Roulet, Dekorateur und Plakatmaler während der ersten Jahre der Cinemathek, dessen Werke im Kunstmuseum von La-Chaux-de-Fonds in der Schweiz (François Roulet stammte aus Locle, in der Schweiz) konserviert werden, gehörte ebenfalls zu der Delegation, sowie Herr Bernard Andrieux, Regisseur von verfilmten Biografien und kürzlich einer Sammlung von Zeugnissen über den Algerienkrieg, sowie der Brite Robert Silman, Schöpfer der Website Wonderland Stream, einer Online-Plattform zum Austausch und zur Auswertung von Kurzfilmen.

Am Morgen des 9. Mai brachte ein Kolloquium im Kino der Cinemathek zum Thema „Erhaltung des kulturellen Erbes“, das vom Generalbeauftragten der Ausstellung, Ahmed Bedjaoui, der 1966 selbst der Cinemathek von Algier beigetreten ist, geleitet wurde, unsere Delegation, Akademiker, Journalisten und Vertreter des Kulturministeriums Algeriens zusammen.

Tatsächlich ist in diesem Land, das über ein Jahrhundert von der Kolonisation gekennzeichnet wurde, die Suche nach audiovisuellen Dokumenten und dessen Erhalt eine große Herausforderung und es erweist sich als schwierig, da die Archive überall verteilt (während der Kolonialzeit wurden Filme in Lodz (Polen) gedreht, oder in Jugoslawien) und nicht immer zugänglich sind. Neben den „offiziellen“ Filmen oder Propagandafilmen, den Filmen die von den Kolonialisten gedreht wurden und den militanten Filmen, zeugt die Suche nach Dokumenten über das Leben der Algerier aus den Augen von Algeriern (die in Algerien gelebt haben oder ausgewandert sind und für einen kurzen Aufenthalt erneut zurückkommen) oder von Ausländern, die Algerien bereisten, von besonderem Interesse und diesbezüglich wurde ein herzlicher Aufruf an Amateur-Filmemacher gestartet. Ich gebe also sehr gerne diesen Aufruf weiter und bitte Sie, diesen auch innerhalb Ihrer Föderation weiterzuleiten. Vorab schon ein großes Dankeschön an diejenigen, die mir mitteilen könnten, ob Sie Filme in Algerien gedreht haben oder von der Existenz solcher Filme Kenntnis haben.

Eine Beteiligung der UNICA ist erwünscht an der Aktion, die noch mit allen vorgesehenen Partnern ausformuliert wird, um die Identifizierung, die Sammlung und die Wahrung aller audiovisuellen Dokumente zu strukturieren, die es ermöglichen werden, Algeriens Erinnerung zu bereichern.

Ich habe außerdem meine Ansprechpartner, die zu den Kontakten zählten, die ich während dieser Veranstaltung geknüpft habe, dazu animiert, algerische Filmemacher zusammenzuführen (deren Anzahl sehr gering ist), um eine Beziehung mit der UNICA aufbauen zu können und ihren Eintritt in unsere Familie in Betracht zu ziehen.
Während des Kolloquiums habe ich die Teilnehmer auch dazu animiert, über die Problematik des zukünftigen Aufbaus der Archive nachzudenken. Denn wenn es darum geht, Bilder aus dem 20. Jahrhundert wiederzufinden und zu restaurieren, wissen wir, wie wir diese abspielen und archivieren. Doch obwohl seit Anfang der 80er Jahre die Umstellung in Bezug auf die Beschleunigung der Aufnahmen unglaublich war (durch den Durchbruch von Videos und anschließend der Digitalisierung), stellt sich heute die Frage, was davon in 20 oder 50 Jahren übrig bleiben wird. Die Speichermedien und Materialien sind von Natur aus kurzlebiger und wir müssen uns die Frage stellen, insbesondere als Amateur-Filmemacher, was wir den zukünftigen Generationen hinterlassen können und möchten, und auch wie. Das ist paradox in einem Augenblick, in dem analoge Filmrollen auf Flohmärkten auftauchen, weil sie von Familien nicht aufbewahrt werden, oder in Cinematheken abgegeben werden, wenn sie nicht einfach weggeschmissen werden… Neues Filmmaterial läuft noch eher Gefahr, zu verschwinden als älteres und ohne Hoffnung eine greifbare Spur zu bewahren… In Algier hatten wir begonnen, darüber zu diskutieren, ob die „Cloud“ eine Antwort darauf sein kann. Das ist alles andere als sicher, denn man müsste wissen, was eingestellt wurde und wie man auf etwas zugreifen kann, von dessen Existenz man noch nicht einmal weiß. Ich schlage vor, dass wir dies auch innerhalb der UNICA überlegen.

Um den Bericht der Generalversammlung abzuschließen, möchte ich Sie ebenfalls darüber in Kenntnis setzen, dass Anfang 2015 eine Präsentationsplakette des CICT/IFTC angefertigt wurde, die im Rahmen des 70-jährigen Bestehens der UNESCO insbesondere in China für die CICT/IFTC werben soll. Was die Vielfalt der Mitglieder des CICT/IFTC und ihre Beziehungen untereinander angeht, hat die UNICA einen besonderen Platz auf der Plakette bekommen, die insbesondere auf die Bedeutung des Fellini-Preises hinweist, der jedes Jahr während unseres Wettbewerbs übergeben wird.
Ansonsten gibt es leider eine Enttäuschung seiten Australiens; die vielversprechenden Kontakte, die ich im November 2013 während meines Aufenthalts in Melbourne geknüpft habe, haben bis heute zu keiner konkreten Perspektive geführt, was die Rückkehr der australischen Föderation zur UNICA betrifft. Wir werden sehen, wie es weiter geht.
Bis bald in Sankt Petersburg, mit freundschaftlichen Grüßen,

Serge MICHEL    
Vertreter der UNICA bei dem CICT/IFTC
Vize-Präsident des CICT/IFTC