Meine Damen und Herren, Liebe Freunde,
Fast auf den Tag genau haben wir voriges Jahr im bulgarischen Roussé
bei unserem Freund Vladimir Iliev getagt. Wir haben daselbst
miterlebt dass auch ohne bedeutende Mittel Grosses geleistet
werden kann. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Kongress der
herzlich, gut geplant aber auch attraktiv und sehr erfolgreich
war. Wir alle haben uns in Roussé sehr wohl gefühlt. Nochmals vielen
herzlichen Dank an Vladimir Iliev und seine Mannschaft.
Wie schon in den vergangenen Jahren hat sich das Komitee nicht eines
Mangels an Arbeit beklagen können. Im Gegenteil. Bereits in Roussé
sowie im Herbst 2012 in Heerlen bei unseren Freunden Arie und Jan
als auch im Frühjahr 2013 in Bratislava bei Zuzana Skoludova,
unserer Gastgeberin für die UNICA 2014, haben wir uns sehr intensiv
mit mehreren Themen beschäftigt die allesamt der alten Dame UNICA
neue Impulse für weitere 75 Jahre verleihen sollen.
Änderungen an der UNICA Festival
Zum einen wurde in Heerlen beschlossen dass wir in unserem
Wettbewerbsreglement eine Öffnung, wenn auch nur eine zaghafte, in
Richtung junge professionnelle Filmemacher betätigen, soweit sie
noch nicht das Alter von 30 Jahren überschritten haben, noch nicht
festen Fuss im Film-oder Fernsehgeschäft gefasst haben und natürlich
sich an einen Verband oder Nationale Organisation angeschlossen
haben, sei es als Clubmitglied oder Einzelmitglied.
Es hat sich nun bereits hier in Fieberbrunn gezeigt dass diese
Entscheidung richtig war, gab es doch nicht weniger als 17 Filme
dieser Gattung im laufenden Festival. Dies unterstreicht dass es in
der Tat bei der UNICA Platz gibt für junge Autoren die unter
professionnellen Bedingungen und mit öffentlichen oder/und privaten
Fördergeldern Kurzfilme drehen. Die Schaffung einer solchen
Kategorie ist ausser Zweifel ein Gewinn an Qualität und Marketing
für unser Festival dank der perfekten Ausbildung solcher Autoren
sowie auch des erhöhten Medieninteresses. Es ist desweiteren eine
Öffnung für die Landesverbände die von nun die Möglichkeit bekommen
Beiträge von jungen « freelance » Filmemachern, in ihr offizielles
Programm aufzunehmen, ohne dass jedoch die Filme der « reinen
Amateure « dadurch zu kurz kommen oder um ihre Chancen
auf Medaillen gebracht werden.
Wir haben zusätzlich neue Vorführzeiten für 2013 festgehalten und sind dabei von der Feststellung ausgegangen dass die 2011zuletzt eingeführten Regeln relativ komplex anzuwenden waren und in manchen Fällen, wie z.B. für Deutschland, Polen und Frankreich sogar zu Härtefällen hätte führen können. Daraufhin wurde vom Komitee mit grosser Mehrheit beschlossen einheitlich eine Stunde Vorführzeit für jedes Land einzuführen, dies inklusive der zweiminütigen Pause zwischen zwei Filmen. Für das Jahr 2013 wurde eine Sonderregelung für die Niederlande, Belgien und Argentinien zurückbehalten da diese drei Länder aufgrund der Regeln von 2011 jenseits der 60 Minuten Grenze gelegen hätten und eine Reduzierung auf 60 Minuten in dem Masse ungerecht gewesen wäre. Ab 2014 liegen alle Länderprogramme dann aber gleichauf.
Weiter haben wir uns besonders ausführlich mit dem Reformpapier von Art Hovanessian beschäftigt das grössere Veränderungen vorsieht sowohl was die Struktur, die strategische Ausrichtung, die Organisation als auch die Aktivitäten der UNICA betrifft. Ich werde hier an dieser Stelle nicht weiter auf dieses Reformpapier eingehen da es allen Nationalen Organisationen in drei Sprachen zugestellt wurde, mitsamt einem Fragebogen und einem dazugehörigen Kommentar. Aufgrund der etwas verspäteten Zustellung dieser Dokumente die ohne jeden Zweifel bedeutsame Auswirkungen auf die zukünftige Gestaltung der UNICA haben könnten, ist es im Augenblick verfrüht sich hier und heute länger damit auseinander zu setzen.
Es kann in der Tat noch eine Weile dauern bis alle Nationalen
Organisationen diese Dokumente in ihren eigenen Gremien eingehend
studiert und den Fragebogen an das Generalsekretariat
zurückgeschickt haben. Um zu verhindern dass es zusätzliche
Verzögerungen geben könnte bis das Komitee sich mit den Antworten
der Verbandsverantwortlichen auseinander setzen könnte, und auch um
dem Vorwurf von Befangenheit zu entgehen, sind wir zur Überlegung
gelangt in einer ersten Instanz einen Neuen, jedoch vielfach
erfahrenen und sachkundigen Mann mit dieser Arbeit zu befassen. Es
geht also darum vorerst die Meinungen die auf den Fragebogen
zum Ausdruck gekommen sind zu analysieren und anschliessend zu
versuchen ein Synthesepapier zu erstellen auf dem die wichtigsten
Leitthemen für einen zukünftige, wenn auch schrittweise und
vernünftige Neuausrichtung der UNICA aufgelistet sind.
Bei dieser Person ist uns spontan der Name von Kees Tervoort
eingefallen, dem Präsidenten der NOVA, auch bekannt als Präsident
der Jury 2012 in Roussé und Kandidat für das Komitee. Seit einigen
Tagen wurde er nun vom Komitee als Sonderberater mit eben der
Mission betraut um anhand der Antworten auf den Fragebogen und
natürlich auch der Eigenvorschläge der Nationalen Organisationen ein
Reformpapier für die kommenden Jahre zu unterbreiten.
Ich muss in diesem Zusammenhang dem Art Hovanessian Dank sagen für
seine Überlegungen anhand deren er mit neuen Ideen und Vorschlägen
die UNICA neu aufzustellen gedenkt indem sie sich vorrangig weltweit
öffnet, neue Wege in der strategischen Ausrichtung geht, Marketing
und Kommunikation deutlich verbessert dies um attraktiver und
sichtbarer zu werden sowohl für Jugendliche, wie für professionnelle
Filmemacher als auch für Sponsoren und öffentliche Instanzen. Nicht
zuletzt jedoch bedingen seine Vorstellungen in punkto Beteiligung an
unserem Jahresfestival dass unsere Statuten und Regelwerke tief
verändert werden müssten und dass grössere Geldquellen erschlossen
werden müssten sowie auch einige Opfer von seiten der Nationalen
Organisationen erbracht werden müssten. Auf etliche z.T.
interessante Anregungen und Vorschläge wurde seitens des Komitees
positiv reagiert, wenn auch mit der nötigen Vorsicht und Rücksicht.
Ich bin der festen Meinung dass wir uns alle hier im Saale in
irgendeiner Form bewusst sind dass auf längere Sicht ein
Paradigmenwechsel (Art des Umdenkens) vollzogen werden muss allein
um zu verhindern dass aufgrund von Mitgliederschwund, Vereinssterben
oder ähnlichem der eine oder der andere Verband irgendwann an seine
Belastungsgrenzen stossen wenn nicht sogar in seiner Existenz
gefährdet wird.
Das Komitee in seiner grossen Mehrheit kann jedoch auch nicht
glauben dass alles was gestern noch als gut und richtig erkannt
wurde von heute auf morgen falsch und verhängnisvoll sein soll. Im
Gegenteil, die UNICA lebt wie es sich wieder einmal hier in
Fieberbrunn zeigt wo wir einmal mehr Zeugen wurden von überragenden
Filmprogrammen aus vielen Ländern dieser Erde.
Das Komitee kann keineswegs den Vorwurf auf sich beruhen lassen er sei in erster Linie oder auch nur in irgendeiner Form für das Missgeschick in Korea verantwortlich wie das von einigen Stimmen verlautet wurde. Es soll hier an dieser Stelle gesagt werden dass es uns leidtut für die Filmfreunde die sich bereits einer Reisegruppe angeschlossen hatten um vor oder nach der UNICA eine Entdeckungsfahrt nach China zu unternehmen und zum Teil bereits bezahlt hatten. Es tut uns auch leid für diejenigen die auf eigene Faust bereits Flug und Hotel in Korea gebucht hatten und so in eine missliche Lage geraten sind. Es muss jedoch von hier aus betont werden dass Letztere insofern ein finanzielles Risiko bewusst auf sich genommen haben da in den offiziellen Internetseiten des Ausrichters zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Anmeldeformular zu finden war.
Ein Komitee wie unseres das sich als ausführende Organ des
Dachverbandes aller angeschlossenen Nationalen Organisationen
versteht kann nur bestens funktionnieren wenn auf allen seinen
Posten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gepflegt wird. Ansonsten
wird viel wertvolle Zeit und Energie vergeudet um interne Reibungen
oder sogar Unstimmigkeiten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Wichtig ist nicht dass man sich in allen Punkten immer einig ist,
sondern wichtig ist dass falls ein Beschluss gefasst wurde, er auch
von allen Mitgliedern getragen wird. Dies ist eine elementare Regel
in einer demokratischen Organisation und eine Grundvoraussetzung für
eine möglichst offene, sachbezogene und erfolgversprechende Arbeit
innerhalb des Komitees. Dies umso mehr wo aufgrund unserer
Geschäftsordnung, Artikel 4.7, ein mehrheitlich gefasster Beschluss
verbindlichen Charakter für alle Mitglieder hat.
Die UNICA hat in ihrer langen und bewegten Vergangenheit manchen
Sturm in unruhigen Gewässern über sich ergehen lassen müssen wo es
sogar öfters um ihre Existenz ging und trotzdem hat sie es
verstanden alle Klippen und Untiefen zu umschiffen ohne grösseren
Schaden dabei zu nehmen. Ich bin der festen Überzeugung dass es auch
in Zukunft so bleiben wird. In der Tat und vielerorts steht die
UNICA heute gestärkter da als je zuvor, was sich nicht zuletzt darin
wiederspiegelt dass wir viele Kandidaten haben die gewillt sind den
UNICA Kongress bis auf fünf oder mehr Jahre hinaus auszurichten.
Drei Jahre Amtszeit ist lang und kurz zugleich. Es verbleiben dem
gewählten Komitee zwei volle Jahre um einige Reformen in
Angriff zu nehmen dies im Dialog und in vollen Einvernehmen mit den
angegliederten Verbänden. Ich gehe davon aus dass wir bereits im
kommenden Jahr in Piestany in der Slovakei eine allgemeine
Diskussion um notwendige und als wichtig erkannte Neuerungen werden
führen können, dies in aller Objektivität und mit der nötigen
Sachlichkeit. Meinerseits bin ich stolz auch weiterhin dieser
Mannschaft in all seinen Komponenten anzugehören und ich bin voller
Zuversicht dass wir die angefangene Arbeit mittelfristig zu einem
guten Ende bringen werden.
Ich will jedoch nicht schliessen ohne meinen Dank an meine Kollegen
vom Komitee zu richten die seit vier Jahren nun mit mir zusammen die
Geschicke der UNICA leiten und sich uneigennützig für dessen Wohl
einsetzen.
Mein besonderer Dank gebührt unserem Generalsekretären Jan
Essing sowie unserem Schatzmeister Thomas Kräuchi die beide, neben
ihren schon ohnehin aufwendigen Aufgaben, unermüdlich und beharrlich
mitgewirkt haben um einen vollwertigen Ersatz für Korea ausfindig zu
machen. Bei dieser Aktion wurden wir von unserem «
Auslandsabgesandten » Wolfgang Freier tatkräftig unterstützt. Seine
Rolle und sein persönlicher Einsatz werden oft ungenügend gewürdigt
was hiermit in etwa zurecht gestellt sein soll.
Nicht zuletzt bin ich, sind wir alle, im höchsten Masse Alois
Urbanek zu Dank verpflichtet da er, nach ersten erfolglosen
Verhandlungen mit einem anderen Verband, keinen Augenblick lang
gezögert hat und die Jubiläumsausgabe der UNICA nach Oesterreich
geholt hat. Lieber Alois, Du, der Zentralvorstand des Vöfa und das
Team aus Fieberbrunn habt uns ganz schön aus der Patsche gezogen.
Die vergangenen Tage haben gezeigt dass Ihr, trotz aller zeitlicher
und anderer Zwänge, es geschafft habt, der 75. UNICA ein Herz und
eine Seele, sowie darüber hinaus noch den dazugehörigen Glanz zu
verleihen. Vielen vielen herzlichen Dank.
- Georges Fondeur